Methodenidentifikation Atemtherapie - Atemraum

Aktualisiert 27.09.2024
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Methodenidentifikation Atemtherapie

Für Fachpersonen
Richtungsspezifisch Middendorf




Geschichte
"Alle Heilung geht durch den Atem" war schon Paracelsus im 16. Jahrhundert bewusst und, neben anderen namhaften Persönlichkeiten, widmete sich später der Arzt Johannes Ludwig Schmitt (1896-1963) während Jahrzehnten der praktischen Anwendung der Atemwissenschaft und Atemtherapie. Die Erfolge seiner Arbeit trugen ihm deshalb den Ruf als "Atem-Schmitt" ein und sein Werk "Atemheilkunst" mit seinen umfassenden Erkenntnissen  aus wissenschaftlicher Forschung und Arbeit am Atem des Menschen ist auch heute noch ein unterstützendes Standartwerk der Atemtherapie.

Entwicklung und Philosophie
Die Entwicklung des Wissens um die Aufgaben und Wirkungsweisen des Atems zählt zu den ältesten Errungenschaften menschlicher Kultur und Heilkunde und die Atemtherapie zu den ältesten therapeutischen Verfahren. Die Ursprünge liegen über 4000 Jahre zurück.

Eine Wiederbelebung und Weiterentwicklung der Atemarbeit in verschiedene Richtungen gab es ab ca. 1945. Eine dieser Entwicklerinnen war Prof. Ilse Middendorf (1910-2009). In den 1960er Jahren begründete sie ihre eigene Atemlehre "Der Erfahrbaren Atem®".

Die heutige Atemtherapie beruft sich auf ein ganzheitliches, humanistisches Menschenbild, welches den Menschen in seiner Individualität und seiner körperlichen-seelischen-geistigen und sozialen Ganzeheit betrachtet. Sie schenkt den persönlichen Ressourcen und den Fähigkeiten zu konstruktiver Veränderung ausdrücklich Beachtung.

Kurzbeschrieb der Methode
Abgeleitet aus dem Menschenbild orientiert sich die Atemtherapie Middendorf an drei spezifischen Elementen, die für das Therapieverständnis bedeutsam sind:
Achtsamkeit - Erfahrung - Ausgleich.

Durch das Entwickeln der Atemkraft und der Selbstwahrnehmung, können Beschwerden erleichtert oder gelöst werden und das begleitende therapeutische Gespräch unterstützt den Wahrnehmungsprozess.

Zielsetzung der Atemtherapie ist, den Selbstwahrnehmungsprozess in körperlicher und seelischer Hinsicht sowie in sinnstiftender Richtung zu fördern. Als Leitfaden hierzu dient das Bewusstwerden des Atems in seinem Rhythmus und Bewegungsraum. Dabei wird grosser Wert auf die Integration des Erfahrenen in den Alltag gelegt.

Therapiekonzept
Die Atmung ist, als lebensnotwendige Grundfunktion, mit allen Vorgängen im Organismus verbunden. Alltagsverhalten, Gedanken, Gefühle und körperliche Veränderungen wirken sich auf den "natürlichen und unwillkürlichen" Atem aus und können diesen anregen, vertiefen oder teilweise einschränken.

Der somatovegetative Zugang über den Atem und die individuellen Ressourcen, in Einzelbehandlung oder im Gruppensetting, sind dabei zentral für die Unterstützung und Erhaltung der menschlichen Homöostase.

Bei der Befunderhebung orientiert sich die Atemtherapeutin am Atembild der Klientin und beachtet Faktoren wie die Qualität des Atems, die Grundspannung der Muskulatur, die Haltung und den Bewegungsfluss, den Klang der Stimme das Beziehungsverhalten sowie die ganzheitliche Ausstrahlung.

In der Behandlung stimuliert und reguliert die Therapeutin den unbewussten Atem der Klientin manuell mittels Druck, Dehnung und/oder Bewegung. Eingesetzt werden können auch die Stimme, Vokalatemraumübungen sowie Konsonantenarbeit.

Die Atemtherapeutin realisiert die Therapie als ein fortlaufendes, interaktives Geschehen. Die gerichtete Aufmerksamkeit auf den natürlichen Atem ist das unmittelbare therapeutische Mittel dabei. Mithilfe des direkten Atemgesprächs (Einzelbehandlung mit Berührung) und/oder des indirekten Atemgespräches (Atem- und Bewegungsübungen) werden die Empfindungsfähigkeit, Selbstwahrnehmung und Differenzierungsfähigkeit der Klientin gefördert. Das begleitende Gespräch unterstützt die Klientin im achtsamen Wahrnehmen des Atems, ermöglicht ihr diese Wahrnehmungen gemeinsam mit der Therapeutin bewusst zu reflektieren und Veränderungen zu benennen.

Die Therapeutin achtet darauf, den therapeutischen Prozess nachhaltig abzurunden, indem sie über bewusst erfahrene Körper- und Atemerlebnisse ermöglicht, Verbindung zum Alltagsverhalten und der eigenen Lebensgeschichte herzustellen. Dabei unterstützt sie die Klientin im Erkennen persönlicher Ressourcen, im Erfahren von stabilisierenden Haltungs- und Bewegungsmustern im Alltag und bestärtkt sie in der Selbstregulation, der persönlichen Gesundheitskompetenz und im selbstverantworlichen Handlen.

Grenzen
Die Atemtherapie orientiert sich am Kontakt mit dem Menschem in seiner aktuellen Situation. Es bestehen keine atemspezifischen Kontraindikationen, wohl aber Behandlungs-einschränkungen entsprechend der persönlichen Kompetenz. Bei akuten psychotischen Zuständen oder akuten Infektionskrankheiten ist Atemtherapie nur in Zusammenarbeit mit medizinischen Fachpersonen anzuwenden.

Positionierung
Die Atemtherapie hat sich als eigenständiges therapeutisches Angebot etabliert und ist zudem in enger Zusammenarbeit, ergänzend zur Schul- und Alternativmedizin ein wichtiger Partner im Gesundheitswesen. Die Atemtherapie findet in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Hausärzten, Fachärzten, Kliniken, Sanatorien und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens statt, als stationäres und ambulantes Angebot oder als Adressat für Überweisungen von Klienten. Die Atemtherapie wirkt ergänzend und unterstützend zur Schul- oder Alternativmedizin.

Die Originalversion der "Methodenidentifikation Atemtherapie" finden Sie nebenan.




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Atemtherapie nicht nur für Asthmatiker (Aargauer Nachrichten 2011)
Atem - Pause (Kneipp-Magazin 2009)
Atmen verleiht Frügel (Portrait Ilse Middendorf, myself.de 2008)


                                                                      
                                                                      
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